Entstehung und Geschichte der Perlen

Geschichte:

Weit in die Vergangenheit zu längst vergangenen Kulturen reicht die Geschichte der Perle.
Im Ägyptischen Museum in Kairo befindet sich der älteste bekannte Perlenschmuck. Die Grabbeigabe, die einem persischen König auf seine letzte Reise mitgegeben wurde,wird auf ein Alter von etwa 4300 Jahren geschätzt.
In allen Kulturen spielt die Perle eine Rolle. Als Schutz gegen Feinde, Glücksbringer, Liebessymbol und natürlich auch als Mittel zur Stärkung der Manneskraft. So soll Cleopatra ihrem Liebhaber Mark Anton Wein gereicht haben, in dem zwei Perlen aufgelöst waren. Da es selbst bei Verwendung einer scharfen Säurelösung es etwa fünf Tage dauern würde, bis sich eine Perle komplett auflöst, dürfte das wohl eine Sage sein.
Bis Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts waren Perlen wegen ihrer Seltenheit nur etwas für Reiche und Priviligierte.
Erst mit dem Japaner K. Mikimoto wurde der Grundstein der japanischen Perlenzuchtnach gelegt. Ihm gelang es die ersten Zuchtperlen auf der Juwelenbörse in Paris anzubieten. Schon seit Jahrhunderten werden in Fernost, vor allen in China Perlen gehandelt, doch erst 1904 gelang zwei Japanern fast zeitgleich die Zucht. Toisuhei Misu und Nishikawa sind die Erfinder der Perlenzucht, Mikimoto jedoch ist der bekanntere. Er widmete sein Leben dem Problem der Perlenzucht und begann bereits 1893 die Operationstechnik zu entwickeln, durch die 1907 die Perlenindustrie revolutioniert wurde.
Er pflanzte einen runden Perlmuttkern, der aus der Schale der Mississippi-Auster gewonnen wird, zusammen mit einem Stück Mantelgewebe einer anderen, geopferten Auster in den Muschelkörper der Perlauster ein. Das aus Schleimhautzellen bestehende Mantelgewebe bildet einen Sack um den Perlmuttkern und ummantelt ihn mit Perlmutter. Vor der Operation wird die Auster einem mehrtägigen "Fasten" unterworfen. Das leert die Keimdrüsen und verlangsamt den Stoffwechsel. Damit wird die Wahrscheinlichkeit, daß der Kern abgestoßen wird, herabgesetzt.
Etwa 10 % der Austern überleben den Eingriff nicht.
Weitere 10 % sterben bis zum Ende des zweiten Jahres.
30 % stoßen den Kern wieder ab.
Damit erzeugt nur die Hälfte der operierten Muscheln bis zur Ernte eine Perle, knapp die Hälfte davon wiederum ist nicht verwertbar. Nur knapp 30 % der Perlen haben einen rentablen Wert, und nur 1 bis 2% der Perlen können als perfekt gelten, je nach Umweltbedingungen.
Die Stärke der Perlmuttschicht schwankt mit der Wassertemperatur. In der kälteren Jahreszeit verlangsamt sich der Stoffwechsel der Auster, die Schichten werden dünner.
Von der Feinheit der etwa 1000 Schichten jedoch hängt eines der wichtigsten Bewertungskriterien ab, der Lüster.
Die Calciumcarbonat- oder Aragonit-Kristalle in der Perle ordnen sich sphärenförmig an und reflektieren das eindringende Licht nach allen Seiten, was für das „innere Leuchten“ verantwortlich ist. Perlen bestehen zu etwa 91,7 % aus diesen Aragonit-Kristallen. Im chemisch gleichen Perlmutt der Schalen sind die Kristalle lamellenartig angeordnet, dadurch entfällt das innere Leuchten, jener interessante Effekt einer guten Perle.

Die Entstehung

Jeder Perle ist ein kleines Naturwunder. Zuchtperlen unterliegen dem gleichen, mehrere Jahre dauernden Wachstumsprozeß wie "wild" gewachsene Naturperlen. Die Bezeichnungen "Perle", "echte Perle" oder "Orientperle" dürfen nur Naturperlen führen, alle anderen Perlen sind Zuchtperlen. Die Perlenauster lebt am Meeresboden und ernährt sich von Plankton, das sie aus der Strömung ausfiltert.
Die Meinungen bezüglich der tatsächlich für die Entstehung von Perlen verantwortlichen Anstöße und Prozesse gehen bis heute auseinander, eine tragkräftige Untersuchung, die alle anderen Theorien und Meinungen ausschließt existiert dem Anschein nach nicht.

- Eine landläufige Meinung ist, eine Perle entstünde, wenn unter dem, was die Auster in ihrem Inneren sammelt etwas enthalten ist, das sie nicht verdauen kann, beispielsweise ein Sandkorn, das als Fremdkörper isoliert wird, indem die Muschel um das Sandkorn herum eine Schicht Perlmutt bildet.
Doch solche Fremdkörper wurden beim Durchleuchten oder zerbrechen der Perlen noch nicht gefunden. Und es ist auch unwahrscheinlich, daß eine Muschel sich schützt, indem sie einen Fremdkörper noch künstlich vergrößert.
- Da nur die Epithelzellen einer Muschel fähig sind, Calciumkarbonat und Conchyn auszuscheiden, d.h. Schale oder aber Perlmutt zu bilden, wird diesen auch eine zentrale Rolle bei der Perlbildung zugeschrieben. Eine Theorie geht davon aus, daß durch eindringende Schädlinge oder auf andere Art Epithelzellen mechanisch von der Oberfläche des Mantels gelöst werden und in das Innere der Muschel geraten. Diese Zellengruppen wird es zugetraut, im Inneren der Muschel damit fort zu fahren, Perlmutt zu erzeugen und die Perlen aufzubauen.
- Eine dritte Erklärung, die die lokale Konzentration von Perlen bei bestimmten Muschelarten berücksichtigt, rechnet mit genetischen Defekten. Es wird angenommen, gutartige Zellwucherungen der Ephitelzellen könnten für die Perlbildung verantwortlich sein.

Im Wesentlichen entstehenorientperlen und Zuchtperlen auf die gleiche Art, nur wird hier dem Zufall etwas nachgeholfen. Der Auster wird von Menschenhand ein Fremdkörper, ein sogenannter Kern, eingesetzt, was wiederum stark für die zweite Theorie (abgespeltene Epitelzellen) spricht, da weder ein Sandkorn noch ein Gendefekt eingesetzt wird. Eine endgültige Erklärung wird unsere Forscher wohl noch etwas beschäftigen und die gewisse Unsicherheit sollte uns nicht die Freude an diesen herrlichen Naturerzeugnissen nehmen, die unter der Verschmutzung unserer Meere immer schlechtere natürliche Wachstumsbedingungen antreffen.

Sicher ist, daß Perlen über Jahre hinweg anwachsen, indem immer neue Perlmuttschichten auf dem vorhandenen Perlkörper aufgebaut werden, wodurch die Perle „wächst“. Die Dauer der Perlentstehung hängt ab von:
- der jeweiligen Muschelart und ihrer Fähigkeit die Aragonitlagen zu erzeugen und anzulagern, d.h. der Dicke der Lagen und der benötigten Zeit für deren Erzeugung.
- der Wassertemperatur und –zusammensetzung (Kaltwasser wie jap. Akoya oder europ. Flußmuscheln bilden langsam dünne Schichten – ca. 0,3 mm/Jahr; Südseemuscheln besitzen dichere Schichten und ein bis zu dreifach höheres Wachstum ca. 1 mm/Jahr).

Wird der Fremdkörper Perle im Inneren der Muschel zu groß, so kann die Muschel daran verenden. Das erklärt, weshalb nicht alle Perlenarten sehr groß werden können – kleine Muschelarten erzeugen keine sehr großen Perlen. Akoyamuscheln haben nur etwa ein Drittel der Größe, die von Südseemuscheln etwa erreicht wird. Die Preise für Perlen steigen entsprechend überproportional zur Größe. Perlen großer Muschelarten sind meist vergleichsweise billig.

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